Dieses Bild zeigt eine von buddhistischen Birmanen zerstörte Koranschule in der mittelbirmanischen Stadt Meiktila, in der im Jahr 2013 anti-muslimische Prgrome ausbrachen, die auf viele andere Städte Myanmars übergriffen.
Diese und andere Vorfälle wie die Demonstrationen von Mönchen gegen die mehrheitlich im Westen Myanmars lebenden muslimischen Rohingyas irritierten ausländische Beobachter, die den Buddhismus im Unterschied zu den monotheistischen Religinen für eine grundsätzlich tolerante und gewaltlose Religion gehalten hatten.
Dies ist nach meinen Erfahrungen und Einsichten nur ein Teil der Wahrheit. Der Buddhismus
hat wie andere Religionen auch politische Auswirkungen, die dazu führen können, dass er sich mit den uns vertrauten Konzepten von Demokratie und Menschenrechten beißt. Buddhismus kann nicht nur das Tor zum Garten der Befreiung öffnen, sondern auch zu blindem Nationalismus und Hass. Dazu folgen hier ein paar grundsätzliche und eher theoretische Bemerkungen und dann zwei mit einigen bunten Bildern illustrierte Fallstudien aus Thailand und Myanmar/Birma,
Politische Herrschaft braucht Legitimation, sie muss gerechtfertigt werden, damit sie nicht willkürlich wird. In unseren Breiten wird diese Aufgabe von einer Verfassung oder, wie etwa in Großbritannien, von grundlegenden Rechtsnormen, geleistet. Machtwechsel erfolgen, wenn eine Regierung bei den entsprechend der Vorgaben der Verfassung abgehaltenen Wahlen nicht mehr die Mehrheit im Parlament erhält.
In vielen asiatischen Länder wird Herrschaft dagegen traditionell durch die persönlichen Qualitäten des Herrschers legitimiert. Damit kommt eine moralische und oft religiös fundierte Dimension ins Spiel, bei der es um etwas Grundsätzliches geht, über das sich nicht abstimmen lässt.
In allen Spielarten des Buddhismus ist das religiöse Grundgesetz im dhamma (ein Pali-Wort, das in Sanskrit, der anderen Sprache des buddhistischen "Kirchenlateins", dharma heißt) - niedrgelegt. Im orthodoxen Theravada-Buddhismus (theravada = Lehre der Alten), der in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha dominiert, ist die vollgültige Auslegung des dieser Lehre des Buddha den Mitgliedern der Mönchsgemeinschaft vorbehalten. In dem in China, Vietnam und Japan praktizierten Mahayana-Buddhismus - maha-yana bedeutet "Großes Fahrzeug" im Unterschied zum kleinen Fahrzeug des Theravada-Buddismus - spielen die Laien eine größere Rolle.
Der dhamma ist nun grundsätzlich nicht teilbar, es repräsentiert die vollkommene Wahheit so wie im Islam das im Koran festgeschriebene Wort Allahs. Und wo es um die die absolute Wahrheit geht, sind keine Kompromisse möglich. Ebenso wenig kann die absolute Wahrheit eingeklagt werden wie es der Begriff der MenschenRECHTE es suggeriert.
Damit eröffnet sich die Möglichkeit - natürlich nicht: die Notwendigkeit - von politischen Kulturen, die nicht wie in den westlchen Demokratien auf den Zwang zum politischen Kompromiss setzen, weil der Anspruch von Politik so allumfassend ist wie die Lehre des Buddha. Das erschreckendste Beispiel für diese Art von Politik war die Herrschaft der Roten Khmer im buddhistischen Kambodscha in den Jahren 1975 bis 1978. Das Bild von der Zerstörung der Koranschule in Myanmar ebenso wie die gewaltsame Auseinandersetzungen in Thailand zwischen um die Macht im Staate kämpfenden Gruppen zeigen, dass es auch in anderen Ländern mit theravada-buddhistischer Tradition Elemente eines politischen Fundamentalismus gibt, der tödliche Folgen hat.
Wie immer bei Gewaltexzessen spielen verschiedene Faktoren ein Rolle. Die hier vorgestellten Überlegungen beanspruchen daher nicht, alles zu erklären, was in den Ländern des Theravada-Buddhismus abgeht. Sie können aber vielleicht helfen, es besser zu verstehen.